25. Juni 2016 · Kommentare deaktiviert für Tagebuch der Wrune – Chronik 127 · Kategorien: Bibliothek, Chronik · Tags: ,

Irgendwo in der östlichen Clansteppe…

                                                                                              …kurz nach dem 5ten Vollmond im Jahre 1300 v. Kaer

sitzen die drei Clangrazien Trysta, Wrukka und Wrune am Feuer und genießen die Ruhe am Abend. Die kleinen Clankrieger sind in Ihren Fellen in den Zelten am Schlafen und die Männer haben sich beim Schago für eine Zeremonie mit viel Dädzorug versammelt. „Die letzten Tage waren schon etwas aufregend“, beginnt Wrune. „Ja“, stimmt Trysta ihr zu „es war schon fast eintönig mit dem ganzen Waren und Bondzen aus- und umpacken für den Weitertransport gewesen.“ „Aber zum Glück hat sich die Fronlinie nicht näher an uns herangeschoben“, begibt Wrukka zu bedenken. Zustimmend nicken die beiden anderen ihr zu. Wrune beginnt zu erzählen:

„Eigentlich begann ja alles damit, dass am Tage des Vollmonds die Blungschwag nach dem Mittagsmahl in unser Dorf kamen. Es waren ein großer Krieger mit mehreren Waffen und ein kleiner, dürrer Mann mit einem Magierstab, welcher mit einem Schädel verziert war. Ich fragte mich, ob der Große ihm wohl alles wegaß? Der Kleine sah ja fast noch aus wie ein Kind. Sie sprachen mit den wichtigen Männern des Clans bevor sie ganz ausgehungert zu mir kamen. Sie mussten sich mit den Resten unseres Mahls begnügen, wobei sich meine Vermutung bestätigte. Der Kleinere hatte nur spärlich abgebissen, als der Krieger seine fast aufgegessene Portion mit ihm tauschte. Später wollten sie noch etwas von unserem Kuchen haben, hatten aber keine Sachen zum Tauschen dabei. Irgendwann hatten sie dann auch den Tauschhandel verstanden. Vorher gingen sie mit unseren Kriegern die Gegend erkunden.

In den Häusern der Blungschwag in den neuen Gebieten hatte es sich gut leben lassen. Dort war man viel mehr gegen Wind und Wetter geschützt als in unseren zugigen Zelten jetzt. Wir Frauen fanden das richtig gut, nur leider stießen wir damit bei Akrobak auf taube Ohren. Auch Bawagrog fand unser Ansinnen nicht gut. Varguk wiegelte erst mal ab und wollte dazu die Runen befragen gehen. Es sah nicht so gut für den nächsten Winter aus.

Akrobak, der Bondzdraga scheuchte wie üblich die Waidur auf ihre Patrouillen. Sie hatten Spuren entdeckt, die Wrukka unsere Fährtenleserin untersuchte. Menschliche Stiefel, sogar dicht am Lager. Was ging hier nur vor sich? Zur Sicherheit begann Schago Bawagrog uns zu zeigen, wie man sich vor Untoten schützt. Man sprach die magische Formel und warf anschließend das heilige Salz über die eine und dann mit der zweiten Formel über die andere Schulter. Leider waren Zorg der Krieger und Gato der Oger etwas ungeschickt, so dass sie sich gegenseitig damit beworfen haben. Dies führte zu einer Rangelei, konnte aber recht schnell wieder geklärt werden. Anschließend schützte der Schago auch unserer Zeltlager vor den Untoten. Nicht das wir heute Abend beim Fest zu Ehren des Besuchs eine Überraschung erlebten.

Taz, der Besitzer des Ogir, hatte ihm wohl nicht genug gefüttert, denn nach dem Essen bekam dieser einen Wutanfall und ließ seine Wut an allen aus die ihm zu nahe kamen. Dann kamen auch noch die Späher mit der Meldung, dass ein Ritualkreis mit Knochen gefunden worden war zurück und die Feierlaune war endgültig hinüber. Sie hatten die Knochen ins Lager gebracht und dort wurden sie untersucht. Es waren verschiedene menschliche Knochen. Sie wurden ins Lagerfeuer geworfen, welches der dürre Magier in ein riesiges Feuer verwandelte. Gut, dass sie uns vorher gebeten hatten von unseren Plätzen am Feuer fortzugehen. Auch Boten wurden noch bestellt und in unterschiedliche Richtungen ausgesandt.

Die Fremden wollten über Nacht bleiben und so wies ihnen Bolg Varguk ein Zelt zu. Wir schenkten unseren Männern Dödzorug ein und gestellten uns dazu. Schließlich versammelten wir uns um das Feuer welches Schnaga LangLang gut geschürt hatte. Sogar der fremde Bawamusch gesellte sich zu uns. Bawagrog reichte den von ihm bereiteten Trunk herum und allen wurde schon noch dem ersten Schluck schummrig. Beim zweiten Kreisen des Bechers, musste Varguk daran erinnert werden auch zu trinken. Alle Alltagsgeräusche um uns herum verblassten zu einem gleichmäßigen Rauschen, fremde Stimmen wurden lauter. Die Farben waren intensiver und der Rauch nahm langsam Formen an. Der Schago sah darin schon eine rennende Herde Wildpferde. Varguk wurde befragt was er sah, aber ich glaube, er hatte gar nicht richtig getrunken, denn er sah nur ein wunderschönes Lagerfeuer. Vielleicht hatte er auch den Raben verärgert, so dass ihn dieser von der Vision ausschloss. Wilde Bilder wirbelten durcheinander und es dauerte lange bis der Zauber verblasst war und alle müde in ihre Felle fielen.

Die neuen Bedrohungen hatten wohl dazu beigetragen, dass alle weniger als sonst getrunken hatten, denn niemand klagte am nächsten Morgen über einen Brummschädel. Das war auch gut so, denn ein Bote erreichte uns. Er brachte Kunde davon, dass die Untoten zurückgedrängt worden waren, an ihrer Seite würden aber jetzt auch Fleischgolems kämpfen. Was genau das war, konnte mir niemand sagen. Alle Fährtenleser und Krieger suchten nun noch einmal gemeinsam mit den Fremden die Gegend rund ums Lager ab. Sie fanden heraus, dass die Fremden wohl aus einem Tal aus den Bergen gekommen waren und uns ausspioniert hatten. An dem Ausgang des Tales wurde ein Beobachtungsposten eingerichtet.

Zum Schluss gab es noch ein gute und eine schlechte Nachricht für mich. Akrobak wedelte mir mit einem Papier vor meinem Gesicht herum. Auf ihm waren wieder viele dieser hässlichen Krähenfüße gemalt. Ich würde mein gewünschtes Haus bekommen, denn es würden Arbeiter kommen die es bauen konnten. Aber dafür würden die Fremden unseren Schnaga mitnehmen, der wäre ja sowieso schon alt und nicht mehr so gut zu gebrauchen. Aber wer würde sich ab jetzt um den Abwasch, das Feuerholz und die anderen Arbeiten kümmern? Er beruhigte mich, das könnten nun die jungen Clanmänner machen, welche sich noch nicht als Waidur bewiesen hätten. Das würde sie zusätzlich anspornen.“

 

Diese Idee finden auch Wrukka und Trysta gut. Auch sie haben sich sehr daran gewöhnt, dass der Schnaga alle ungeliebten Aufgaben übernahm. Lautes Gegröle tönt aus dem Zelt des Schago, es wird wohl noch lange dauern. So beschließen die drei sich in ihre Zelte zurückziehen um dort schon mal im Traum ihre neuen Häuser zu erkunden.

 

Wrune

vom Clan Rabe

 

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