LARP-Philosophie-Drachenhorst (LPD)

 


"Wir spielen Fantasy, nicht Krieg! "   Olaf Duda, SL im Drachenhorst

Dieser Text erhebt keinen Anspruch der alleinigen Gültigkeit und er versucht auch nicht, über jegliche andere Anschauung des LARP-Spieles erhaben zu sein. Er dient lediglich der Heranführung von Neulingen an die Mentalität der Drachenhorst-Spiele, aber ebenso soll er diejenigen ansprechen, welche schon Erfahrung mit Liverollenspiel haben und vielleicht nach neuen Ufern sinnen.

These 1: Bei uns ist alles anders!

Wieso? Na weil wir mit Conkosten von rund 20,- Euro WEIT unter dem normalen Satz der LARP-Welt liegen. Damit wollen wir u.a. den Schülern, Studenten oder anderweitig schlecht Bezahlten die Möglichkeit geben, ebenfalls auf Liverollenspiele zu gehen. Natürlich spielen bei uns auch ältere Semester, jedoch wage ich zu behaupten, dass gerade durch die jüngeren Mitspieler das Spiel einer brisanten Dynamik unterliegt. Grundsätzlich ist also jede/jeder dazu aufgerufen, egal welchen Alters, sich bei unserer Spielleitung um ein Treffen zu bemühen!

Zudem spielen wir nicht nach dem weit verbreiteten DragonSys-Regelwerk, sondern haben uns für ein modifiziertes Silbermond I-Regelwerk entschieden, welches durch die Jahre wächst und schrumpft (zu meist wächst es jedoch). Einer der markantesten Unterschiede der zwei Systeme ist die Sache mit den Murmeln. Im Silbermond wird zur Darstellung der Magie mit weißen und schwarzen Murmeln gezaubert. Schwarz bedeutet in diesem Fall „gepatzt“, was mit dem Nichtwirken des Spruches einhergeht. Somit ist in der Silbermondmagie eine relative Chance auf Versagen eingebaut, wohingegen im DragonSys die Magie „einfach so“ wirkt. Ich persönlich finde die Silbermondvariante ansprechender, denke aber auch, dass die DragonSys-Variante zweifellos ihre Daseinsberechtigung besitzt.

Unsere Hintergrundgeschichte wird Intime von den Spielercharakteren (SC) im Fluss gehalten und anders als beim tabletop (DSA, Shadowrun, etc.) greift der Meister, beim LARP die Spielleitung (SL), (so gut wie) nicht ins Spiel ein. Sie fügt die Entscheidungen der Spieler lediglich zu einer konstanten, andauernden Story zusammen, welche stetig wächst und wiederkehrt. Daher ist nach einem Wochenende zwar die Con, nicht aber die Story abgeschlossen!

Man kann LARP auch als Improvisationstheater in mittelalterlicher Gewandung verstehen, mit dem Schwerpunkt auf Kommunikation. Für den Fall, dass man mal in Erklärungsnöte kommt, versteht der unbefangene Laie dieses vielleicht am Besten. Bei unseren Cons legen wir sehr viel Wert auf das Spielen an sich. Es gibt viele Veranstalter, die ihre Cons als reine Kämpfer-Cons ausschreiben oder auch jene, die 100% Ambiente bieten. Ein Drachenhorst-Con besteht aus ca. 5-10% Kampf, der Rest ist Rollenspiel. Allerdings kriegen unsere SC von der SL Aufträge, welche dann Intime erfüllt werden müssen. Wir haben ein System kultiviert, welches für die sieben Spiele im Jahr (April bis Oktober) folgender Maßen aussieht:

These 2: Ying und Yang – die Kunst des ausgewogenen Spiels!

Die erste Con eines jeden Jahres dient der Orientierung und der Einstimmung für ein weiteres glorreiches LARP-Jahr. Daher findet dort immer ein Markttag statt, an dem Neuerungen eingeführt werden und jeder Spieler die Möglichkeit bekommt, für sich und/oder seine Gruppe Aufträge zu ergattern. Diese Aufträge werden von der SL ausgeschrieben und können für jeden SC, aber auch nur für bestimmte Spielergruppen zugänglich sein. Bei uns hat man nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht bei der SL Auftragswünsche abzugeben, aus denen neue Spielideen und Quests entstehen können. Je mehr die Spieler sich also einbringen, desto mehr passiert auch faktisch im Spiel. Die SL sieht zumeist davon ab, eine Orkhorde nach der anderen angreifen zu lassen, aufgrund von mangelnder Story.

An den folgenden Cons nun werden die SC ausgesandt, ihre Aufträge zu erledigen. Jeder Spieler, der für den Spieltag keinen Auftrag sowie keinen besonderen Grund hat, als SC zu erscheinen, spielt NSC (Nicht-Spielercharakter). Dies hat den Vorteil, dass jeder mal SC, bzw. NSC spielen kann/muss, damit zum einen der Spielanteil gerecht verteilt ist und zum anderen genug Abwechslung für die Spieler offeriert wird. Zudem achtet die SL stets darauf, dass sich mindestens zwei NSC-Gruppen im Spiel befinden. Dies hat den entscheidenden Vorteil, dass ein Spiel ermöglicht werden kann, in dem die SC quasi „nur geduldete“ Gäste sind, bzw. die NSC auch unter sich spielen können. Eine kleine Expertise aus dem Nähkästchen dazu: Wir hatten einmal eine LARP-Gruppe aus dem „Kreuzwald“ (Norden, bei Emden) zu Gast (schönen Gruß an dieser Stelle!), welche eine hervorragende Orkhorde dargestellt haben. Diese Horde bewachte eine Mine (eine der komplexesten Aufbauten, die wir jemals gemacht haben). Die SC waren im Wald und sollten in die Mine – um den Plot aufs Wesentliche zu reduzieren. Es wurde von Seiten der SC die ganze Spielzeit über nichts unternommen, was zu ihrem Ziel geführt hätte. Dies führte zu großer Langeweile bei den Orks – verständlicher Weise. Erst kurz vor Spielende versuchten die SC einen Verzweiflungsangriff, da man versäumt hatte, eine Schwachstelle im Orklager ausfindig zu machen (die SL ist ja eigentlich immer großzügig bei so was). Lange Rede, kurzer Sinn: mittlerweile können die SC tun, aber eben auch lassen(!) was sie wollen, da das Spiel auch so weitergehen kann. DAS IST KEIN AUFRUF AN DIE SPIELER, NICHTS ZU TUN! RUMDÖDELN IST KEIN LARP!!! Man merkt daran erst, dass die Theorie eines Regelwerkes nicht im Stande ist, ohne die Praxis ein reibungsloses Spiel zu gewährleisten.

These 3: Spielgebiet und Orga

Unsere Cons finden zum überwiegenden Teil im Viet bei Wildeshausen statt. Ein befreundeter Landwirt nebst Gattin ermöglichen uns, auf ihrem Bauernhof zu spielen. Dort gibt es eine große Scheune und einen schönen Wald. Beides nutzen wir für unsere Aufbauten: Dungeons, Tavernen, Minen & andere Höhlen, Akademien, Burgen, etc.. Zudem haben wir die Erlaubnis des Hofherren, das Gäste-WC samt Dusche zu nutzen. Die Dusche nutzen natürlich nur die warmduschenden Con-Duscher, igitt! Diese Optionen ziehen allerdings ein paar Dinge nach sich, die es auf vielen LARPs so nicht geben wird: Abwasch- und WC-Dienst. Mehrmals am Tag wird von den Spielern der ein oder andere Dienst ausgeführt, was zur Erhaltung der Hygiene, aber auch des Spielplatzes beiträgt. Natürlich ist ausserdem das Rauchen im Wald und in der Scheune (Stroh kann brennen, oh ja!) strengstens untersagt!

Der Aufbau wird am Freitag vom Aufbauteam bewerkstelligt. Alle anderen dürfen erst am Samstag zum Check-in, in Ausnahmefällen (längere Anreise, Immobilität, gute Ausreden, etc.) jedoch schon vorher, anreisen.

Der Abbau ist Pflicht! Nach dem Spiel, also am Sonntag um 12 Uhr mittags, legt jeder Spieler sein Kostüm ab und kommt zur Scheune oder einem von der SL festgelegten Platz. Dann werden Teams gebildet und alle bauen ab.

Dann kommt die Nachbesprechung, in der wir das Wochenende auswerten. Was war schlecht, was war gut? Hier haben alle die Möglichkeit, ihrem Ärger/ihrer Freude Luft zu machen. Die Nachbesprechung ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzeptes unseres Spieles und ist daher ebenfalls für alle Pflicht.

Nach der Pflicht kommt die Kür: jeder baut seine Zelte ab und fährt nach Hause oder nimmt noch ein paar Unterhaltungen mit. Wenn ihr einen guten Eindruck machen wollt, fragt ihr noch mal bei der SL nach, ob ihr noch etwas mitnehmen/wegräumen könnt (der Abbau klappt leider nie zu 100 Prozent...). 😉

Ich danke Euch für die Zeit die ihr euch genommen habt, diesen Text zu lesen. Ich hoffe, ich konnte zumindest ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Wenn trotzdem noch Fragen im Raum stehen, ihr konstruktive Kritik anbringen oder Morddrohungen ausstoßen wollt, aber auch wenn ihr euch einfach denkt: „was schreibt der Idiot denn da für einen Stuss!?“ – dann schreibt mir ne mail: m.minner[at]gmx.de

(c) 2005 Martin Minner, Sub- und Waffen-SL im Drachenhorst

Ein Kommentar

  1. Gute Frage. Die gebe ich mal vertrauensvoll weiter an @Martin. Ist sein Text Ist mir das bisher noch nicht aufgefallen oder hab ich das immer überlesen? Niemand weiß es…

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