17. August 2015 · Kommentare deaktiviert für Seminar im Hospitium Pauperum 1299 KR · Kategorien: Chronik · Tags:

Drachenhorst Tag 16, Monat 8, 1299 KR

Reisebericht von Rollf v. Falkenhagen

Ich bin von der Heilergilde und der GdW eingeladen worden an einem Seminar im Hospitium Pauperum in Falkenhagen teilzunehmen.

EIgentlich ist es ja nicht soweit vom Drachenhorst bis zum Hospitium, wenn man nicht in Falkenhagen Stadt halt macht. Nur 4 Tage. Aber trotzdem hat es laenger gedauert als gedacht. Ich kam erst Abends am tag 15, Monat 8 an. Da war schon ein grossteil der Vortraege vorrueber und alle machten sich bereit fuer einen netten Abend am Lagerfeuer.
Das Wetter war auch ideal oder besser gesagt es war so warm , dass man es im Haus nicht aushalten konnte. Aber besser als Regen, wie der erfahrene Reisende weiss.
Ben, mein Schueler und angehender Knappe, war wie immer etwas langsam und tolpatschig. Aber das wird wohl noch, schliesslich ist er erst zwoelf. Obwohl damals in Kaer mussten wir mit 12 schon den Rittern als Knappen dienen. Hol dies, hol das, Putz die Stiefel, wasch die Kleider, putz das Zimmer. Na ja die Jungend von heute wird verhaetschelt und ist verweichlicht. Aber ich denke das Reisen und mein Training wird einen richtigen Mann aus ihm machen.
Aber ich schweife ab von meinem eigentlichen Bericht.  Also wir kamen gegen Abend an und konnte gerade noch einen Platz bei der Abendmahlzeit erwischen. Ich glaube Ben ist ganz froh , wenn er etwas zu Essen bekommt, dass weder ich noch er gekocht hat. Vieilleicht sollte ich mir noch einen Lehrling zulegen, der anstaendig kochen kann.
Ich suchte mir etwas abseits einen ruhigen Platz. Ich glaube die Heiler und Magier machen hier ihre Uebungen. Aber fuer mein Training mit Ben ist es ebenfalls geeignet. Wir machten eine der kleineren Trainingseinheiten. Danach kam ein Priester und fragte ob ich ihn auch einmal trainieren wuerde. Ich willigte ein. Ich verhaue ja gern mal eine Priester ohne dafuer zur Rechenschaft gezogen zu werden. Ploetzlich waren jede Menge Leute da und schauten dem Training zu. Manche koenen einfach nicht die Klappe halten und ich musste mehrfach einschreiten. Schlieslich ist auch fuer den Schwertkampf eine Konzentration erforderlich. Der Priester stellte sich gar nicht so dumm an. Wenn er etwas uebt koennte ein ordentlicher Schwertkaempfer aus ihm werden. Aber er wollte nicht. Schliesslich sei er Heiler und Priester. Die Trainingseinheit betrachtet er nur als Erweiterung seines Horizonts.  Nun ja, jeder wie er mag. Aber Stahlmagie kann genauso effektiv sein wie normale oder Priestermagie.
Noch vor dem dunkel werden begann die Lagerfeuer Runde. Seoman hatte mich wohl als Geschichtenerzaehler angekuendigt, denn alle fragten wann es denn los geht mit den Geschichten. Ich war etwas muede von der Reise und dem Training. Deshalb liess ich mir Zeit bei der Suche nach dem richtigen Buch und der richtigen Geschichte. Sie hatten das Lagerfeuer schon angefacht bevor es richtig Dunkel war. Dilettanten. Kein Gespuer fuer Romantik und den richtigen Zeitpunkt. Ich glaube Mordaq war sein Name. Jetzt wo ich es aufschreibe faellt es mir wieder ein. Hans hat mir von ihm erzaehlt. Er gehoert zur Drachenfaust Schule. Er ist fuerchterlich zappelig mit den Fuessen und dem Mund. Beides steht nie still. Aber Hans sagt er ist ein genialer Scout und findet alles im Wald, wenn es da etwas gibt. Wie ein guter Spuerhund. Und er ist ein zuverlaessiger und guter Kaempfer. Na ja, Hans findet ja auch nur die naechste Taverne.
Als ich dann soweit war, war es auch schon ein wenig dunkel und die richtige Lagerfeuerstimmung breitete sich aus.  Ich fing also an die alten Geschichten und Legenden vorzulesen. Alle hoerten gespannt zu. Einige hatten wohl nicht erwartet, dass die Geschichten sehr wohl zu den letzten Geschenissen in Koelln und in den Ostreichen passten. Und jemand machte sich sogar Notizen.  Nun ja die Mitglieder des Bundes der Schreiber kommen viel herum und hoeren einiges, was sie dann in ihren Reiseberichten aufschreiben.
Immer wieder wurde ich aufgefordert doch noch eine Geschichte vorzulesen und so zog sich der Abend hin. Ben war schon lange Schlafen gegangen, das Training hat ihn wohl geschafft. Kurz vor Mitternacht war ich dann zu muede und ging schlafen. Ich hoerte die anderen noch laenger diskutieren und erzaehlen.

Am naechsten Morgen war ich frueh wach, aber nicht der Erste, wie ich am Waschzuber feststellen musste. Ich glaub ich werde alt. Im Aufenthaltsraum wurde der Tisch gedeckt fuer das Morgenmahl. Die Priester waren schon wach und ich half auch beim Eindecken. Als ich gerade das erstemal sass, kam der Verwalter und wollte Geld von mir. Ein unverschaemter Kerl. Die Heilergilde nimmt anscheinend auch jeden. Er wollte ein Silber fuer die Teilnahme an dem Seminar und das Fruehstueck und die anderen Mahlzeiten des Tages.  Aber ich weigerte mich zu bezahlen, denn schliesslich war ich eingeladen.  Ich fragte nach dem Verantwortlichen und Alea und berief mich auf das Gastrecht. Aber er wollte nicht locker lassen und schliesslich bezahlte der Priester, den ich gestern trainiert hatte fuer mich. Gut das Ben noch geschlafen hat, sonst waere es noch teurer geworden. Die Heilergilde treibt jetzt sogar Geld von ihren Mitgliedern ein. Aber sie nennen es Spenden. Als ob das einen Unterschied macht.
Waehrend des ausgiebigen Morgenmahl erschien auch Reesa. Ich hatte gedacht ich treffe sie erst im Fruehjahr auf dem Fruehjahrsmarkt. Aber sie erkannte mich wohl nicht als den Schreiber des Briefes. Dann erschien auch Ben aus seiner Koje. Er ass nur wenig. Danach ging es gleich zum Uebungsplatz. Heute morgen klappte es besser mit den Uebungen. Nun kamen auch andere und wollten trainint werden. Aber ich lehnte ab. Schliesslich wollte ich die Vortraege nicht verpassen.
Das Morgenmahl war inzwichen abgeraeumt und die Tische und Baenke wieder in der Mitte auf dem Teppich angeordnet. Eine Schreibtafel stand an der einen Seite und ein Tisch an dem eine Frau mittlerem Alters fleissig schrieb. Ich setzt mich an den grossen Tisch. Wir kamen ins Gespraech und schnell fanden wir gemeinsame Interessen, Reisen,  Buecher und Schriften. Ailin, so war ihr Name, war Bibliothekarin und hatte bisher die meisten Zeit in der  Akemie von Whurola in staubigen Bibliotheken und Lehrraeumen verbracht. Nun wollte sie etwas von der Welt sehen. Wir verabredeten nach den Vortraegen gemeinsam weiterzureisen.
Ich ging noch mal zur Bibliothek um Seoman zu treffen, aber er war nicht dort. Spaeter erfuhr ich, er war schon abgereist.
Dann sah ich Hans und kam kurz mit ihm ins Gespraech. Er ist erfrischend unkompliziert. Ich war voellig Pleite und bat ihn um etwas Geld. Er gab mir seinen Geldbeutel und so konnte ich beim Haendler noch etwas einkaufen. Ich erstand zwei einfache Amulette. Vielleicht finde ich ja einen Magier, der mir ein paar nuetzliche Zaubersprueche darauf speichert. So ganz ihne Magie geht es doch nicht. Ben gab Hans den Geldbeutel zurueck. Er hat nicht einmal gefragt, was ich ausgegeben habe oder wofuer. Ich moechte jeden warnen aus dieser Schilderung zu schliessen Hans ware einfaeltig oder leicht zu beeinflussen. Alle die das geglaubt haben sind tot. Und es sind einige. Er traegt seine Schwerter nicht zum Spass und Schwertmagie liegt ihm Blut. Aber zu seinen Freunden ist er loyal grosszuegig. Er traegt zwei meiner besten Schwerter.

Dann endlich begann der Vortrag. Lodovica beantwortete zuerst einige Fragen, die an die Tafel geschrieben worden waren. Seltsame Sitte. Die meisten waren etwas einfaeltig und bestimmt von irgendwelchen Novizen, die ihre Fragen fuer besonders ausgekluegelt hielten. Aber eine Frage konnte Lodovica nicht beantworten. Ha, wer haette gedacht, dass  die Drachenfaust nicht alles weiss. Ein wenig Schadenfreude konnte ich mir nicht verkneifen. Auch Reesa war wieder da, aber ich konnte nicht mit ihr sprechen, da sie zu weit entfernt war. Und es ist unhoeflich einen Vortrag durch laute Zwischenrufe, die noch nicht einmal zum Thema gehoeren, zu stoeren.
Dann ging es um die Ereignisse vom letzten Monat. Das Ergebnis wurde nur kurz angemerkt. Der Weltuntergang wurde verhindert. Der naechtse Weltuntergang findet demnach in 1000Jahren statt. Ich wollte schon aufstehen und gehen, da der naechste Weltuntergang auf jeden Fall nicht mehr mein Problem ist. Sollen spaetere Generationen oder die Langlebigen sich darum kuemmern.
Dann blieb ich aber doch, denn es ging nicht um den Weltuntergang, sondern wie man sicherstellt, dass die vorhandenen Informationen in 1000 Jahren wieder verwendet werden koennen.  Alle moeglichen Vorschlaege wurde auf der Tafel gesammelt. Einige waren gelinde gesagt etwas naiv um nicht zu sagen dumm. Aber immer noch besser als gar nichts. Lodovica schrieb alles auf und schon war eine Stunde rum. Es gab eine Pause. Alle eilten zum Tisch mit den Getraenken und dem Imbiss. Tja, wenn man rechtzeitig aufsteht am Morgen, dann kann man auch das Morgenmahl einnehmen.
Ich fand Ailin und Reesa etwas abseits sitzen. Sie unterhielten sich angeregt. Ich wollte mich am Gespraech beteiligen aber sie liessen sich nicht stoeren. Dann waren sie fertig und ich versuchte nochmals mit Ressa zu sprechen. Diesmal nahm sie mich wahr. Anscheinend hatten die beiden sich schon ueber mich unterhalten, denn nach ein paar Floskeln stand fest wir wuerden die naechste Reise gemeinsam antreten. Ben wurde als mein Lehrling akzeptiert, nachdem ich angedeutet hatte , das er ja was tragen und holen kann. Ich verschwieg, dass er nicht kochen kann. Aber vielleicht kann ja eine der Frauen gut kochen. Das waere ja mal ein Fortschritt in meinem Reisekomfort. Von meinem Haus, der Handelsgilde und dem Lehen im Drachenhorst habe ich noch nichts erzaehlt. Da wuerde es spaeter sicherlich noch Gelegenheit geben.

Rolff von Falkenhagen, Geschichtenerzaehler und Chronist, Mitglied des Bundes der Schreiber und ehemalger Kaerritter.
 (c) Olaf Duda 2015

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