28. Dezember 2018 · Kommentare deaktiviert für Winter in der Wüste · Kategorien: Chronik, Contag, News

Sonnenwendfeier in der Wüste Mher                                                 12ter Monat 1302 von Kaer

Viele Stämme der Tuaran waren gekommen um sich zu versammeln und um zu feiern, dass die Tage wieder länger werden. Geschäftig rannten viele hin und her, doch es versammelten sich immer wieder Grüppchen zum Reden und Tratschen. Schließlich hatte man sich ja auch lange nicht mehr gesehen. Leckerer Duft zog von den Kochtöpfen

durchs große Lager, vergorene Kamelmilch wurde gereicht und manches Gesicht brannte nicht nur vom Feuerschein. Lautes Lachen war immer häufiger zur hören.

Schon hoch brannten die Feuer um die Dunkelheit zu vertreiben als der Emir des Stammes der Jamal sich zum Emir des Stammes der Itamar setzte. Er begann zu fragen „Wie ist es Euch denn am Fluss Samtayar ergangen? Mir wurde erzählt, dass ihr im Sommer so einiges an Ungemach hattet. Einen guten Mann von Euch sollen sogar die Echsen getötet haben.“ Der Emir der Itamar hielt kurz inne bevor er antwortete: „Ja, das stimmt schon, aber nur halb. Ja, er war ein guter Mann, aber nur der Iklan der Näherin. Er war beim Wasser holen am Brunnen jenseits des Flusses von den Echsen erschlagen worden. Später schlichen sie am Fluss entlang und zischten uns an. Wegen der Gefahr gingen nun unsere Leute nur noch zu zweit zum Brunnen, aber auch das schützte sie nicht vor Angriffen. In der Hektik wurde sogar vergessen, den Steg über den Fluss einzuholen, so dass die Echsen uns in unser Lager folgen. Wir könnten sie überwältigen und niedermachen, jedoch ließen wir einen der Ihren am Leben. Ein Echsenweib war bei der Flucht in den Treibsand geraten und steckte dort fest. Wir zogen sie heraus und nahmen sie mit. Leider kam bei der anschließenden Befragung nicht so viel heraus, so dass wir diese am nächsten Tag fortsetzen wollten.“

Ernst nickte der Emir der Jamal. „Eigentlich ungewöhnlich! Soweit nördlich sind sonst die Echsen gar nicht unterwegs. Ihr habt einen Nordländer Obdach gewährt und sogar in Euren Stamm aufgenommen, doch soll er Euch schändlich hintergangen haben. Wenn ihr mich fragt, gibt es außerhalb der Tuaran keinen Menschen der einen Funken Ehre im Leib besitzt. Aber erzählt doch, was passiert ist.“ Etwas aufgebracht schildert der Emir der Itamar: „Wir lasen den Alchemisten in der Wüste auf. Und da wir keinen eigenen Heiler mehr hatten, kam er uns sehr gelegen. Er half uns über mehrere Monde hinweg mit seinen Tränken bei Verletzungen und Krankheiten. Sein eigentliches Anliegen war aber uns nur als Quartier zu benutzen und in den verfluchten Ruinen auf der anderen Seite des Flusses alte Unterlagen zu suchen. Unser Schamane warnt immer noch davor sie zu betreten, da einen der Fluch des Greifen dort immer noch treffen könne. Wenn man es großzügig auslegt, traf er den Alchemisten auch. Ich habe ihm das Schandmal auftragen lassen. Dann sollte er als Strafe für seine Taten in der Wüste ausgesetzt werden. Aber die gefangene Echse kam uns zuvor. Sie riss sich los, und bevor wir sie trennen konnten, hatte sie ihn mit ihren Klauen und Zähnen getötet. Ein Krieger der Fremden erschlug sie mit seinem Schwert, bevor wir eingreifen konnten.“

Der Emir der Jamal machte das Zeichen gegen das Böse. „Es tut mir so leid, dass Ihr sogar ein Mitglied Eures Stammes richten musstet, nur weil diese Fremden verzauberte Bücher in euer Lager gebracht hatten. Dass sich ihr schlechter Einfluss so schnell ausbreitet hätte ich nicht gedacht. Wir müssen uns irgendwie davor schützen.“ Er machte eine abweisende Handbewegung. „Diese Fremden waren anders, als andere die wir bisher kennen gelernt haben. Bei Ihnen schien sich alles die Waage zu halten. Sie brachten uns das lange vermisste Buch der Geschichten zurück. Der alte Geschichtenerzähler war und ist mehr als nur sehr erfreut darüber. Wir durften schon viele Geschichten daraus hören. Leider fanden sie auch verfluchte Bücher, nach denen wohl auch der Alchimist gesucht hatte. Die Weberin quälte mit den bösen Zaubern darin die anderen Stammesmitglieder, wie auch den Gefangenen. Sie lachte auch noch über die anderen, welche sich vor Qualen auf dem Boden wanden. Ihr hättet genauso gehandelt. Sie war von dem Bösen des Buches besessen und eine Gefahr für den ganzen Stamm.“

Dem konnte der Emir der Jamal nur zustimmen. „Da kann ich euch nur Recht geben. Ich habe vom Stamm der Namla aus dem Süden gehört, dass dort neben vielen Echsen auch vermehrt Krieger aufgetaucht sind. Sie seien schwer gerüstet und kämen aus den Sümpfen, aus denen der große Fluss entspringt. Alle tragen das Wappen eines Greifen. Ihr Schamane warnt sich vorsichtig zu verhalten und ihnen aus den Weg zu gehen. Sie seien verflucht und kämen aus dem Tod. Falls ihr es noch nicht gehört habt, gebt es auch bitte an alle Mitglieder eures Stammes weiter.“ Erstaunt zog der Emir eine Braue hoch. „Nein, noch nicht. Natürlich werde ich das tun. Ein seltsames Jahr, was uns wohl das neue Jahr bringt? Ich hoffe, bessere Zeiten für die Söhne und Töchter der Wüste.“

Beide nickten noch ernst und schauten stumm in die Flammen, als ob sie dort eine Antwort finden würden.

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