27. August 2016 · Kommentare deaktiviert für Tagebucheintrag von Resa Thorgridsdottír // Con 129 · Kategorien: Bibliothek, Chronik · Tags: , , ,

Tagebucheintrag von Resa Thorgridsdottír // Con 129

Tag 16 Monat 7 1300 KR

Der Bote, den Krklog uns zur Verfügung gestellt hat, hat uns bis zum Rand des Clangebietes vom Clan Ratte geführt. Dort verabschiedete er sich von uns und wir machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Platz, an dem Ailin in Ruhe von den Rollen lernen konnte. Da wir uns nahe der Untotenarmee aufhielten, bereitete ich mich innerlich auf das Ritual vor, während Ailin sich hinter einem dicken Baum kniete und anfing zu lernen. Rolf und Ben durchsuchten den Platz und entdeckten einen Höhleneingang.

Ich hörte bereits in einiger Entfernung laut, wie Äste zerbrachen und daraufhin dauerte es nicht mehr lange, bis eine Handvoll Untoter aus dem Unterholz stolperten. Nach einem Moment der Schockstarre haderte ich kurz mit den heiligen Worten des Vermummten, doch dann beruhigte ich mich und stimmte die Klage der Gefallenen an. So mähte ich einige Weller von ihnen nieder. Ben und Rolf entdeckten in der Höhle eine schwer verwundete Clanfrau, doch sie konnten sie nicht retten. Ihre letzten Worte, bevor sie ihr Leben aushauchte, waren: „Ihr seid zu spät, das Dorf wurde überrannt.“

Nachdem Ailin fertig war, suchten wir die Leiche der Clanfrau erneut auf und ich geleitete ihre Seele mit einem Gebet sicher ins Totenreich.

Mit weiten Klagen kämpften wir uns den Weg frei – Ailin hatte bereits meinen Sprechrhythmus raus und half mir tatkräftig bei dem Ritual. Erst jetzt entdeckten wir den wirklichen Höhleneingang vor dem sich ein Ritualkreis eines Nekromanten befand. Nur der Kreis und die Symbole erkannte ich durch die Augen des Vermummten als etwas Nekromantisches. Die Schutzwirkung des Kreises ließ nach und wir zerstörten den Kreis, was mir persönlich ein breites Lächeln auf das Gesicht zauberte. In der dunklen Höhle hielt ich mich an Ailins Lichtquelle und Rolf zusammen mit Ben bildeten die Vorhut.

Die Höhle verbreiterte sich zu einem Raum, doch darin befand sich nichts. Rechts oben führte ein weiterer Tunnel weiter durch den Berg und dort lag die Leiche eines Nekromanten. Er war an einer heftigen Kopfverletzung verstorben, war sehr bleich und hatte blutunterlaufene Augen. Ich bedeckte seinen Körper und machte mich daran seine Seele ins Totenreich zu geleiten, denn im Tod sind wir alle gleich. Jede Seele, auch die eines ehemaligen Nekromanten, verdient den ewigen Frieden. Mit dem Tod legt die Seele alles ab.

Wir zogen in dem neuen Tunnel weiter und trafen auf eine Art riesigem laufenden Fleischberg mit zwei Köpfen, zwei Armen und vier Beinen – als hätte jemand zwei Körper zu einem verschmolzen. Ekel überkam mich, als das Ding sich auf uns zu bewegte und ich konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen aufgrund dieser Perversion.

Rolf und Ailin lenkten es lang genug ab, damit Ben losrennen konnte und auch ich nahm die Beine in die Hand und sprintete auf einen Spalt in der Felswand zu. Auf der anderen Seite formierten wir uns neu und befanden uns bereits im zerstörten Dorf. Die Zelte waren niedergerissen worden und es lagen viele Leichen zwischen den Trümmern. Tiefe Trauer durchfuhr mich, als ich zwischen den Überresten nach Überlebenden suchte. Ailin und Ben durchsuchten die Tasche des Nekromanten, die Ben geistesgegenwärtig mitgenommen hat bei der Flucht vor dem Fleischgolem. Darin befand sich eine Flasche Wasser und ein Buch/Tagebuch des Nekromanten.

Ich vernahm ein Röcheln und entdeckte unter einem Balken einen Clanmann, der wohl blind war, denn ein Tuch verdeckte seine Augen. Wir halfen ihm auf und Rolf schiente sein gebrochenes Bein. Er griff nach meinem Gesicht, flüsterte meinen Namen und tastete mich ab, wie es nur Blinde tun. Ich ließ es zu und fragte, woher er meinen Namen wisse. Sein Name war Schago, er sei der Schamane des Dorfes, habe gelegentlich Visionen und habe mich und meine Kräfte gesehen – und meine Reise zu ihm. Er fragte, ob es andere Überlebende gäbe und ich verneinte, woraufhin er merklich zusammensackte.

Mitten im Gespräch mit Schago, der mich darum gebeten hatte, die Seelen der Verstorbenen zu überführen, tauchten sechs weitere Clanmänner auf. Ich versuchte das Gespräch mit Schago zu Ende zu führen und er wirkte von der Macht des Vermummten nicht abgeneigt, da er die Traditionen von Clan Ratte weiterhin pflegen konnte und nur zusätzlich die Gebete und Rituale des Vermummten ausführen müsste. Ich beobachtete, wie Grolsch, einer der neuen Krieger, sich das Schwert Rattenzahn vom verstorbenen Clanführer nahm und den Titel für sich beanspruchte. Daraufhin riefen der neue Clanführer Grolsch und Schago eine Versammlung zusammen, an der alle – auch wir teilnahmen. Vorher führte ich das Ritual durch, um die Seelen der gefallenen Clanmänner ins Totenreich zu geleiten.

Auf der Versammlung sprach ich den Bau eines Tempels an und die Verbreitung des Glaubens im Clan. Grolsch zweifelte an mir und der Macht meiner Worte, doch Schago stand auf meiner Seite und sprach sich für mich und dem Vermummten aus. Eine Abstimmung unter dem Rest der Clanmänner ergab, dass der Tempel gebaut werden würde und Schago, sowie einer der Clanmänner der lesen konnte, zu Priestern ausgebildet werden würden von mir.

Während die Clanmänner sich an den Wiederaufbau des Dorfes und die Bestattung der Gefallenen machten, baute Rolf mit Ben ein Lager für die Nacht. Die Bestattung leitete Schago und ich führte im Anschluss die Klage der Gefallenen durch.

Ich wandte mich wieder an Schago und begann ihm von meinem Gott, dem Vermummten zu erzählen und so vertiefte ich mich voller Inbrunst in dieses Gespräch. Meine leidenschaftliche Begeisterung schien auf Schago überzugehen.

Zum Abend hin gab es erneut eine Versammlung und daraufhin übten wir die Klage der Gefallenen mit allen Clanmännern, um auf den nächsten Angriff vorbereitet zu sein. Warug, der Clanmann der mit Schago zusammen als Priester ausgebildet werden würde, leitete zum Schluss das Ritual selbst und stellte sich außerordentlich dämlich an. Es dauerte lange und die anderen Clanmänner wurden bereits ungeduldig, bis Warug es endlich fehlerfrei schaffte.

Die Clanmänner fingen daraufhin an das Lager mit einer Palisade zu umbauen. Ich übte weiterhin mit Schago die Litanei, bis er sie flüssig aufsagen konnte.

Wir machten uns auf den Weg zur Quelle an der zum Abend eine weitere Versammlung stattfand. Ich geleitete Schago am Arm dorthin und ergriff zum Ende der Versammlung wieder das Wort, um den Bau des Tempels zu besprechen. Es wurde festgelegt, dass der Bau in der Mitte des neuen Dorfes errichtet werden sollte und am nächsten Tag beginnen würde.

Danach leitete ich das Abendgebet zur Abenddämmerung, an dem Schago, Warug und Ailin teilnahmen. Eine tiefe Ruhe überkam mich und so ging der Tag friedlich zu Ende.

Tag 17 Monat 7 1300 KR

Der neue Tag brach an und ich bereitete das Ritual zur Weihung von Schago und Warug vor. Ailin untersuchte erneut das Buch des Nekromanten.

Während der Vorbereitungen des Rituals griff ein einzelner, verirrter Untoter an und ich konnte den anwesenden Clanmännern, auch Grolsch, die Wirkung der Klage der Gefallenen beweisen. Dies überzeugte sie endgültig. Wir vermuteten, dass irgendwas im Dorf weiterhin die Untoten anzog, obwohl der Nekromant gestorben war. Ich führte die Weihung bei Schago und Warug durch und der Rest begann mit dem Bau des Tempels.

Bei der Suche nach dem Gegenstand, der die Untoten anzog, fand Ailin in der Tasche des Nekromanten ein geheimes Fach, in dem sich ein Stein befand, der seltsam leuchtete. Einen Seelenstein, wie ich ihn damals in Xinglang gesehen hatte, als die Untoten die Stadt überrannten.

Ailin und ich fusionierten, um den Stein, der göttlich ist, zu identifizieren. Unschlüssig, was wir nun mit dem Stein tun sollten, gab es eine Diskussion über den Unterschied zwischen einer Seele und einer Aura – denn in dem Stein befanden sich viele Auren. Wir kamen nicht weiter und entschlossen uns dagegen einfach irgendwas auszuprobieren. Ailin, Rolf und ich zogen uns zurück, um uns zu beratschlagen.

Das Gespräch war sehr aufschlussreich und wir entschlossen uns einen Test mit dem Stein durchzuführen. Bevor wir abreisten, um den Stein in einer sicheren Umgebung zu untersuchen, fertigte ich Abschriften aller Gebete und Rituale für die beiden neuen Priester an und übergab sie Warug.

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